Another Ecotopia

ANOTHER ECOTOPIA, Videoinstallation,Metall, Water, 17:05 min, 2023

Weltweit entstehen über 150 neue Städte in der Planung. Sie behaupten ein Allheilmittel für all unsere aktuellen Probleme wie Überbevölkerung, Umweltverschmutzung oder Klimawandel zu sein. Zu diesen städtischen Megaprojekten zählt u.a. auch „Forest City“. Auf vier künstlichen Inseln soll vor der Küste Malaysias ein Paradies entstehen: Eine autofreie Stadt, smart vernetzt und von oben bis unten begrünt – ein wahres Ecotopia? In meiner Videoinstallation ANOTHER ECOTOPIA untersuchte ich kritisch, ob solche neuen Planstädte wirklich zur Lösung unserer Probleme beitragen.

ANOTHER ECOTOPIA ist ein Projekt des DenkRaums der CAU Kiel. Als assoziiertes künstlerisches Mitglied stand ich im Austausch mit Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen und mit Prof. Dr. Sarah Moser vom New Cities Lab der McGill University in Montreal. Meine daraus resultierende Video-Installation wurde im Februar 2023 in einem Leerstand in der Kieler Innenstadt ausgestellt. Um so die Kernfrage wie wir in Zukunft Leben wollen in den Stadtraum zurückzuspiegeln.

The night in concrete

The night in concrete, Video 16:9,15:01 min, 2017

„Eingepfercht wie die Karnickel“ – Erinnerungen aus dem Wohnturm:

Durch die Eingangstür, links vorbei an den Briefkästen und dem kaputten Aufzug. Durch die Erste Brandschutztür, durch die Zweite. 15 Meter durch den dunklen Flur, fensterlos, das dritte Oberlicht ist kaputt, ich gehe an 6 geschlossenen Türen vorbei – Ich bin Zuhause.

Meine Nachbarn: Das ist der Geruch nach indischem Essen im Flur, die Klospülung die ich nachts höre rechts neben meinem Ohr oder Geschrei. Meine Nachbarn sind unsichtbar.

Meine Waschmaschine ist ausgezogen, ich hörte im letzten Stockwerk gäbe es Öffentliche zum benutzen. Ich nahm den zweiten funktionierenden Aufzug und fuhr in das letzte Stockwerk. Die Tür ging auf – ich hörte plötzlich Stille, die mich wieder nach unten zwang. Nachts träumte ich von versteckten Räumen im Turm. Von einem Pool oder einer geheimen Bar.

Es gab einen einzigen sichtbaren Nachbarn, welcher jede Woche einmal vor meiner Tür stand. Er klopfte immer an die dünne Tür. Das Geräusch der Klingel habe ich vergessen, da sie nie läutete.

Ich erinnere mich an Tage an denen ich den Turm nicht ein einziges mal verlies. An einem klopfte es wieder an die Tür: „Haben se mitbekommen? Da hatt sich heut jemand ausm 10. umbringen wollen. Springen wissen Sie? Alle waren se da, die Polizei, die Feuerwehr.“ – Nein

Hunderte Zellen über und neben mir. Ein Labyrinth unter mir. Ein Organismus aus Stahl und Beton – zum hören und riechen, zu sehen gibt es nichts. Eine Hülle umschloss einen Raum, welche ihn füllte und wieder leerte. Es ist nie nichts passiert. Ich spekuliere heute immer noch.

Utopia is dead vol. I

Utopia is dead vol. I, Fotografie, 150cm x 450cm, 2018

Die Wandinstallation „Utopia is dead vol. 1“ ist ein Panoramabild. Es ist unterteilt aus ingesamt 72 einzelnen DIN A3 Ausdrucken, die an die Wand geklebt sind. Abgebildet ist ein Trümmerfeld aus unzähligen zerstörten Modellen, welche Im Laufe der Zeit in meinem Atelier entstanden sind. Diese Modelle fungieren für mich wie Statisten in meinen filmischen Arbeiten. Mit dieser Arbeit beschäftige ich mich mit dem Streben nach einer besseren Welt und dessen permanenten Scheitern. Das Panorama lässt z. B. Assoziationen zum Eismeer von Casper David Friedrich zu. Es erinnert an das endgültige Scheitern der Hoffnung, von Träumen oder dem besseren Anderswo. Trümmerlandschaften können aber ebenso ein Neuanfang sein. Meine große Hoffnung ist, dass die Utopie einer besseren Welt eben nicht tot ist, sondern wir nun erst recht alles dafür geben, nicht die Hoffnung zu verlieren. Besonders in Anbetracht der aktuellen Themen wie Pandemie, Klimakrise oder Krieg.

The future in reverse

The future in reverse, 9-Kanal-Video-Installation, 38:45min, 2018

Für meine Diplomarbeit „The future in Reverse“ reiste ich auf das ehemalige Weltausstellungsgelände der Expo2000 in Hannover. Auf dem Gelände entstanden verschiedene Länderpavillons, unter anderen der Niederländische.

Der Beitrag der Niederlande beschäftigte sich mit dem Szenario, dass in der Zukunft die Landfläche als zukünftiger Lebensraum verknappen wird. Als Lösung wurde ein Gebäude realisiert, der Entwurf stammt vom Architekturbüro MVRDV, welches mehrere Landschaften wie einen Wald oder See übereinander in die Höhe stapelte um so mehr Raum zu schaffen. Nicht nur das Gebäude stellte laut Michel Foucault eine Heterotopie dar, also eine realisierte Utopie, auch eine Weltausstellung ist eine reale Utopie auf der man theoretisch die ganze Welt an einem Tag besuchen kann. Nach dem Ende der Expo2000 wurde das Gebäude sich selbst überlassen als gescheiterter Versuch einer realisierten Utopie. In meiner Arbeit, einer 9-Kanal-Videoinstallation möchte ich die Diskrepanz zwischen Utopie und Dystopie gegenüberstellen. Die mittlerweile leergeräumte Ruine steht Aufnahmen von gebauten Modellen im Zustand 2000 gegenüber. – Erwartungen vs. Realität – Zukunft vs. Gegenwart. Anstelle den Menschen in Hannover mehr Raum zu schaffen, wurde den Menschen dort Raum genommen.

„The future is but the obsolete in Reverse“

Vladimir Nabokov

Herzlich bedanken möchte ich mich für die umfangreiche Unterstützung vom Team des Exposeums, welche mir tiefe Einblicke in ihr Archiv gewährt haben sowie an Herr Jeschina von der Wohnkompanie Nord, welche mir den Zutritt auf das Pavillongelände erst ermöglichte.

Concrete Concerto No. I

Concrete Concerto No. I, Video 16:9, 5:26 min, 2020

Das Schicksal jeden Gebäudes ist sein Ende. Dessen Formen können unterschiedlich auftreten. Eine davon – und die Spektakulärste – ist die Sprengung. Solche Sprengungen werden sogar zu Events inszeniert mit zahlreichen Schaulustigen. Es ist die Lust, die den Reiz ausmacht. Gleichzeitig sehen wir in den Medien auch andere Formen ohne Eventcharakter. Es sind Explosionen, verursacht durch Bombenangriffe. Das Leid und die Tragik dahinter sind unvorstellbar. Was für die einen Entertainment ist als Event, ist für die Anderen bittere Tragik und Tod.

Mein Film behandelt genau dieses Spannungsverhältnis zwischen Bildsprache und Kontext in einer medialen Welt, in der die Grenzen oft verschwimmen können.